Kulturelle Mutation

Zur Neuauflage von Pier Paolo Pasolinis "Freibeuterschriften"

Pier Paolo Pasolinis kompromissloser Furor ist legendär, die „Freibeuterschriften“ waren in den frühen achtziger Jahren eine Kultbuch für den intellektuellen Nachwuchs. Von Klaus Wagenbach 1978 drei Jahre nach Pasolinis Ermordung herausgegeben, versammelt der Band politische Artikel aus den letzten beiden Lebensjahren des Schriftstellers und Regisseurs.

Auch ich las sie als Student, berauschte mich wie viele andere an dem radikalen Ton, der keine ideologischen Grenzen akzeptierte, Faschisten, Christdemokraten, Kirche genauso heftig attackierte wie Kommunisten und die 68er-Bewegung. Besonders bewunderte ich seinen Mut, Dinge und Personen beim Namen zu nennen und im Übrigen den Zustand der Menschheit in schwärzesten Farben zu malen. Wie Rolf Dieter Brinkmanns ebenfalls posthum edierten Aufzeichnungen „Rom, Blicke“ oder die Romane von William S. Burroughs zählten die „Freibeuterschriften“ zu den Pflichtlektüren für diejenigen, die für sich in Anspruch nahmen, der unverstellten Wahrheit unserer Gegenwart ins Auge zu sehen. Sie avancierten zum Erkennungsmerkmal in den Zeiten von Punk und New Wave.

Aus demselben Grund dauerte es bis zum Erscheinen der von Peter Kammerer besorgten Neuausgabe von 1998, dass ich das Buch wiederlas. Denn die jugendliche Selbststilisierung zum No-Future-Apokalyptiker war mir bald peinlich geworden – und mit ihr die dazugehörigen Attribute. Zur meiner Erleichterung und Freude fand ich bei meiner Re-Lektüre der „Freibeuterschriften“ allerdings nach wie vor außergewöhnlich luzide Beobachtungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen, die mich zu der Zeit selbst umtrieben und deren Anfänge Pasolini bereits ein Vierteljahrhundert zuvor bemerkt hatte: die veränderte Rolle der Massenmedien im Machtgefüge und die Beschreibung einiger Wesensmerkmale der 68er-Bewegung, die meine eigenen Erfahrungen bestätigten. Mit der frisch gewählten, rot-grünen Bundesregierung unter Schröder und Fischer befand sich diese Generation in Deutschland gerade auf dem politischen Höhepunkt. Ausgerechnet sie, vom Widerstand gegen jede Form unterdrückerisch-propagandistischer Herrschaftsausübung, vom Ekel vor einer gleichmacherischen Konsumgesellschaft geprägt und geformt, bediente sich, scheinbar plötzlich, auf unlautere Weise der Mediengewalt. Indem sie Argumente durch emotional überrumpelnde Fernsehbilder ersetzte, drückte sie politisch umstrittene Entscheidungen bei der Bevölkerung durch, wie die Beteiligung deutscher Soldaten im Kosovo-Krieg. Der Vorgang bewies, was Pasolini bereits 1973 in dem Aufsatz „Alte und neue Kulturpolitik“ über die neue Funktion des Fernsehens geschrieben hatte, nämlich dass es kein Medium für Informationen mehr sei, sondern „Instrument und Träger von Herrschaft“, durch seine prärationale Bildermacht repressiv „wie kein Informationsmedium je zuvor“. Was mich empörte, war einerseits das offenbare Fehlen jedes Bewusstseins dafür, dass hier gemeinsame Sache mit einer Form der Machtausübung gemacht wurde, die den demokratischen Prozess politischer Willensbildung mittels Streitkultur untergrub. Andererseits, und im paradoxen Widerspruch dazu, trugen dieselben Leute eine rigide Verachtung für die nachfolgenden Generationen zur Schau, die als verblödete TV-Zombies und Medienklone von vornherein abgetan wurden.

Pasolinis Analyse der damals eben erst auf den Plan getretenen 68er in „Die Sprache der Haare“ zeigte mir, dass dieser Widerspruch von Anfang an angelegt gewesen war. Obwohl Pasolini sich ausdrücklich „auf der Seite des Living Theatre, der Beatniks usw.“ sah, insofern sie „das demokratische Prinzip“ verkörperten, ließ ihn ein tiefes Unbehagen nicht los gegenüber einer neuen Art wortlosen Sprechens, samt den Botschaften, die dieses Sprechen vermittelte. Die langen Haare erschienen Pasolini als das kräftigste Zeichen unter vielen für diese neue Sprache, die sich aus einer unversöhnlichen Kritik an der Konsumgesellschaft entwickelt hatte, um nach kürzester Zeit „zum bloßen Unterscheidungsmerkmal“ zu verkommen. In der gerade aufkommenden Bildsprache von Fernsehen und Reklame diente sie als methodische Vorlage. Seither wurde sie unermüdlich perfektioniert. Diese Nähe des politischen Selbstverständnisses der 68er zur Medienästhetik leitete Pasolini ab von ihrer „radikalen und pauschalen Verurteilung der Väter“. Sie habe zur Zerstörung einer dialektischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und einem Rückzug ins „Ghetto der Jugend“ geführt. „Tatsächlich haben sie ihre Väter rückwärts überholt und haben dabei in ihrem Innern Ängste und Anpassungszwänge und an ihrem Äußeren ein Spießertum und eine Armseligkeit wiederaufleben lassen, die bereits für alle Zeiten überwunden schienen.“ Aufgrund derselben Verkapselung, dachte ich 1998, verurteilt und verachtet diese Generation offenbar auch das, was nach ihr kommt.

Dies alles leuchtet mir heute, weitere dreizehn Jahre später, bei der erneuten Lektüre der immer historischer werdenden „Freibeuterschriften“, deren Neuausgabe nun in die dritten Auflage geht, immer noch ein. Aber nicht in erster Linie Pasolinis Kritik der mittlerweile im Rentenalter angekommenen 68er interessierte mich, sondern die Frage, ob dieses Buch, das ich stets als Schlüsselwerk zum Verständnis bestimmter, in der Öffentlichkeit kaum und schlecht reflektierter gesellschaftlicher Prozesse in den letzten Jahrzehnten aufgefasst hatte, nach wie vor Gültigkeit beanspruchen konnte.

Tatsächlich entdeckte ich das Buch noch einmal neu für mich. Denn Pasolini unternimmt in dieser Sammlung politischer Zeitungsartikel nicht weniger als den Versuch, eine Lesart der jüngsten Geschichte zu etablieren, die in krassem Gegensatz zur geläufigen steht.

„In den Jahren 1971/72 begann eine der gewaltsamsten und vielleicht endgültigsten Restaurationsperioden der Geschichte.“ Solche Sätze hatte ich früher zwar vielleicht nicht gerade übersehen, aber doch eher einer Rhetorik zugeschlagen, wie sie in den westlichen Nachkriegsgesellschaften bis Ende der achtziger Jahre weit verbreitet war. Sie bilden jedoch den Kern des Bands, bei dem – wie Pasolini in seiner „Einleitenden Bemerkung“ betont – der Leser die „philologische Begeisterung“ aufbringen muss, das Gedankengebäude dieser „Fragmente eines verstreuten und unvollständigen Werkes“ selbst zu rekonstruieren. Solche Unvollständigkeit versteht sich von allein, angesichts des Umstands, dass der Prozess, den er beobachtete, gerade erst geschah: der Übergang von einer gewachsenen Gesellschaft, die von sozialen Schichten mit verschiedenen Kulturen geprägt ist, zu einem „neuen Modell von Zivilisation“. Und Pasolini meint es vollkommen ernst, wenn er von einer neuen Epoche der Menschheitsgeschichte spricht, „deren Abläufe man nach Jahrtausenden zählt“ und an deren Konsumstrukturen, den „schlimmsten aller Repressionen“, er verzweifelt.

Natürlich habe ich mich gewundert, dass mich dieser zentrale Aspekt bisher nie weiter beschäftigt hatte. Unter anderem lag es wohl daran, dass Pasolinis Prognosen für den Fortgang dieses gesellschaftlichen Umbruchs erst in den letzten Jahren endgültig von der Wirklichkeit eingeholt wurden. Vor allem nämlich gab es weiterhin eine literarische Öffentlichkeit, den intellektuellen Diskurs, die Tatsache, dass ihm zumindest in den großen Zeitungen noch Platz eingeräumt wurde. Unvorstellbar, dass das verschwand. Vermutlich erging es mir ähnlich wie Pasolini, der in den „Freibeuterschriften“ selber beschwichtigte: „Es wird nicht soweit kommen, denn Italien hat eine starke Kommunistische Partei und eine ziemlich ausgeprägte und fortschrittliche Intelligenz.“

Wie Berlusconis Italien heute aussieht, muss nicht weiter ausgeführt werden. Doch auch im deutschsprachigen Raum sind im Lauf der Nullerjahre auf nie da gewesene Weise die letzten gesellschaftskritischen Stimmen von Schriftstellern aus dem öffentlichen Leben aussortiert worden. An ihre Stelle ist etwas getreten, das als vermarktbare, auf den Unterhaltungsaspekt heruntergekürzte Konsensliteratur auf der einen Seite, als kunstgewerblich gedrechselte, realitätsferne, bevorzugt erzromantische Selbstfeier einer neuen Pseudo-Bürgerlichkeit auf der anderen Seite, Pasolinis These einer „kulturellen Mutation“ vollauf bestätigt. In der Literatur, mit dem humanistischen Rüstzeug einer jahrhundertealten Tradition ausgestattet, hat sie offenbar nur etwas länger gedauert als überall sonst.

Neu ist das Verschwinden einer kritisch die Zeitläufte beleuchtenden Autorenschaft und der sie begleitenden Öffentlichkeit nicht, weil es dergleichen früher nicht gegeben hätte. Jede Diktatur hat noch dafür gesorgt, dass Kritik ausgeschaltet und, wo sie nicht verstummen will, verfolgt wird. Neu ist das Schleichende des Vorgangs, das stillschweigende Einverständnis, der Umstand, dass es keiner klassischen Zensur bedarf, dass es reicht, sie einfach nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen, wo sie doch einmal den Kopf zu heben wagt, um sie aus dem öffentlichen Bewusstsein zu streichen.

Womit wir wieder bei den „Freibeuterschriften“ wären. Denn Pasolini zeigt darin die Konsequenzen der damals entstehenden Konsumideologie, „die es nicht einmal nötig hat, als solche aufzutreten“, nicht zuletzt auch für die Kultur auf: ihre extreme Vereinheitlichung, die Auslöschung ihrer geschichtlichen Kontinuität und ihre Entpolitisierung durch „tote Schemata, die man mit leeren Gesten füllt“. Seine Themen nimmt er aus der damals aktuellen Tagespolitik. Aber er benutzt sie stets, um die Auswirkungen dieser „anthropologischen Revolution“ auf das soziale Leben, die Demokratie, die Religion herauszustellen. Dadurch veralten diese Schriften nicht. Restaurativ ist die neue Epoche für Pasolini eben gerade nicht deswegen, weil sie zu irgendeiner historischen Vergangenheit zurück will, sondern durch ihre Regression in einen Gesellschaftszustand vor aller Ausdifferenzierung, um dabei, wie nebenher, auch die Grundlagen der Demokratie auszuhöhlen. Ein einziger Kulturtyp tritt an die Stelle der vielen alten Typen, charakterisiert durch einen „klassenübergreifenden Hedonismus“ und eine permissive „Schein-Toleranz“, die keine Ideologie als die des Konsums neben sich duldet. Er spricht die eine, einzige „Sprache der gesamten technologischen Welt“, die der bebilderten Slogans.

In dieser Welt ist Politik nach Pasolini zum Oberflächenphänomen geschrumpft, wo Scheingefechte geführt werden, während „hinter dem Rücken aller Beteiligten“ die neuen Mächtigen, eine Allianz aus Finanzindustrie und Massenmedien, den sozialen und kulturellen Totalumbau vorantreiben. Man braucht nur an die Bankenkrise oder die Murdoch-Affäre zu denken, um die Aktualität des Pasolinischen Befunds zu erkennen.

Die Rolle des Intellektuellen unter diesen Bedingungen ist natürlich prekär. Schon Pasolini wusste, wie inzwischen jeder Schriftsteller, der von seinem kritischen Selbstverständnis nicht lassen will, wie verfahren, wie ohnmächtig seine Lage geworden ist. Denn die „neue konsumistische und permissive Herrschaft hat sich gerade unserer geistigen Errungenschaften – des Antiklerikalismus, der Aufklärung, des Rationalismus – bedient, um sich daraus ihr Gebäude von falschem Antiklerikalismus, falscher Aufgeklärtheit, falscher Rationalität zu zimmern“, wie es im Aufsatz „Herz“ heißt. „Sie hat sich unserer ‚Entweihungen‘ bedient, um eine Vergangenheit mit all den entsetzlichen und idiotischen Heiligtümern loszuwerden, die sie nicht mehr braucht.“ Folgerichtig braucht sie nun auch den kritischen Künstler nicht mehr, nachdem ihr Ziel erreicht, die Macht gefestigt ist.

Dies zu reflektieren, immer wieder die eigene Funktion in Frage zu stellen und neu zu bestimmen, „um nicht von der eigenen Geschichte überrollt zu werden“, zählte Pasolini zu den Pflichten des Intellektuellen. Die Geschichte hat uns seither in der Tat überrollt. Doch statt zu resignieren oder sich in diese Attrappe eines Elfenbeinturms zurückzuziehen, den die Kulturindustrie mittlerweile im Vergnügungspark Europa für unsresgleichen errichtet hat, kann man es auch halten wie er. Pasolini beharrte auf einem politischen Engagement, das heute in Verruf geraten und der Lächerlichkeit preisgegeben ist, doch mit neuen Argumenten aus einer zeitgemäßen Perspektive. Er stemmte sich gegen eine Entwicklung, die er als einer der ersten mit scharfen, hellsichtigen Worten aufgezeigt hat und die in unserer Gegenwart zur vollen Entfaltung gelangt ist. Er betrachtete seine Freibeuterei als „eine hoffnungslos verspätete und eine äußerst fortgeschrittene Form des Kampfes“. Von einer äußerst fortgeschrittenen Position der Betrachtung aus sind die „Freibeuterschriften“ bis heute ein Schlüsselwerk. Wer sie nicht kennt, sollte sie lesen, wer sie schon zu kennen glaubt, wiederlesen.

Postskriptum

Ein markantes Beispiel für den Umgang mit intellektuellem Engagement in der gegenwärtigen Feuilletonlandschaft (wenn man sich ausnahmsweise einmal leider nicht davor drücken kann), liefert ein schon etwas älterer Artikel von Tilman Krause (Welt, 23.9.09), der aber hier dennoch noch von Interesse ist, weil er sich anlässlich einer Ausstellung im Berliner Literaturhaus ausgerechnet mit Pasolini beschäftigt. Darin fragt Krause: Wie würde Pasolini heute auf „unsere delirierende Spaßgesellschaft“ reagieren? Ich wiederum fragte mich: Wie würde er auf einen Artikel über sich wie diesen reagieren? Nach einer langen und breiten Beschwörung des Mythos Pasolini als „Kerl“, dessen Wut und intellektuelle Unabhängigkeit Krause als schillerndes Phänomen einer untergegangenen Zeit malt, kommt er nämlich auf die „Freibeuterschriften“ zu sprechen – und zum ersten und einzigen Mal darauf, worum es Pasolini eigentlich ging: „Aber ach, was soll man heute dazu sagen? (…): viel Furor, wenig Fundiertes.“ Damit ist die Sache für ihn abgehakt. Ohne ein einziges Argument, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen, die seine Behauptung fundieren könnte. Stattdessen konstruiert Krause, quasi im selben Atemzug, eine Pathologie des homosexuellen Pasolini, „der in erotischer Hinsicht gern aus der Hefe des Volkes schöpfte“ und deshalb Sex und Politik vermischte.
Ich stelle mir also vor, dass Pasolini auf diesen Text vielleicht ähnlich geantwortet hätte, wie er dem italienischen Politiker Andreotti auf dessen Stellungnahme zu seinem Artikel „Nach den Glühwürmchen“ geantwortet hat (falls es ihm der Mühe wert gewesen wäre). Er würde demnach erwidern: Es gibt also nur zwei Möglichkeiten. Entweder er ist taub für meine Gedanken, die selbstverständlich fundiert durch eine ganz konkrete Auseinandersetzung mit meiner Zeit sind. Oder er hat sehr wohl verstanden, von welchem Standpunkt aus ich mein Gesellschaftsbild entwerfe, und tut nur als ob er taub dafür wäre. Da ich, würde Pasolini sagen, davon ausgehe, dass Krause nicht taub ist und komplexe Zusammenhänge erfassen kann, kommt nur die zweite Möglichkeit in Betracht. Er weiß also, wovon ich spreche, tut aber so, als wüsste er es nicht. Aber warum? Vielleicht ahnt er, dass er selber Teil jener neuen Macht im Geist der Konsumideologie ist, die ich in den „Freibeuterschriften“ als „widerwärtig“ attackiert habe. Und bestätigt, während er der Attacke auszuweichen glaubt, meine Beobachtung einer kulturellen Mutation, indem er mit sloganhaft hingeworfenen Halbsätzen eine intellektuelle Unerheblichkeit befördert, die mitverantwortlich ist für das Ausbluten der intellektuellen Welt zum Unterhaltungssektor. Aber es steckt noch etwas anderes dahinter. Dafür ist der Schluss von Krauses Artikel aufschlussreich. Nachdem er listenreich zuerst meine Verklärung durch die Linken in der Berliner Ausstellung verhöhnt hat, kehrt er zu seiner eigenen, rechten Verklärungsstrategie zurück und bastelt um meine Person herum einen subkulturellen Mythos vom „kleinbürgerlichen Empörer“, der „noch immer Leben in die Bude gebracht“ habe. Schließlich fragt er sich: „Hätte Pasolini sich mit dem abgebrühten Kapitalismus-Kritiker Michel Houellebecq zusammengetan?“

Nein, stelle ich mir immer noch Pasolinis Antwort vor, diesem Schoßhündchen der Literaturkritik, die froh ist, so einen Pausenclown zu haben, der sie nicht beißt und trotzdem schonungslos melancholisch die Verwerfungen unserer Gegenwart beschreibt, wäre ich natürlich aus dem Weg gegangen. Diesen Schwarzromantiker, der sogar den Kulturbetrieb entlarvt, während er sich politisch ohnmächtig und kommerziell einträglich darin suhlt, hätte ich gemieden wie die Pest, obwohl ich ihn als Autor des einen und anderen Romans durchaus auch geschätzt hätte. Niemals hätte ich mich wie er einer intellektuellen Öffentlichkeit, die sich komplett dem Markt ausgeliefert hat, als Alibi zur Verfügung gestellt, damit die sich weiterhin einbilden kann, ihn ihr sei Kritik immer noch möglich und deren Leser hätten Teil an ihr. Nein, Herr Krause, ich, Pier Paolo Pasolini, so denke ich ihn mir aus, hätte Ihnen allenfalls Ihren Artikel um die Ohren gehauen.

in: Volltext. Zeitschrift für Literatur, 3/2011